Interview mit Sonja Barth, beks EnergieEffizienz, zum Klimaschutz in Kitas und den Hans-Wendt Kinderhäusern

Vier Jahre lang haben unsere neun Kitas – die Hans-Wendt Kinderhäuser – aktiv an dem Klimaschutz- und Energiesparprogramm „ener:kita“ teilgenommen. Zu Ende März läuft das Projekt nun aus. Und wir können auf einige Erfolge zurückblicken: Zum einen haben wir einiges an Energie – und damit zugleich Geld – in unseren Häusern eingespart. Zum anderen vermittelten die Umweltingenieur*innen von beks EnergieEffizienz unseren Kinderhaus Fachkräften im Rahmen von Workshops, Fortbildungen und Aktionstagen hilfreiche pädagogische Inhalte sowie viele wertvolle Empfehlungen für die Praxis, um den Kindern die vielfältigen Themen rund um den Klimaschutz auf spielerische Art und Weise näher zu bringen.

Sonja Barth ist eine der Umweltingenieurinnen von beks EnergieEffizienz. Sie hat uns fachlich während des gesamten Projekts begleitet. In einem Kurzinterview berichtet sie über die konkreten Bausteine des Programms, wie Kinder nachhaltig für den Klimaschutz gewonnen werden können und wie sie die Umsetzung und Erfolge in den Hans-Wendt Kitas bewertet.

Frau Barth, nach vier Jahren läuft das ener:kita Projekt bei Hans-Wendt nun aus. Wie haben sich unsere Kinderhäuser geschlagen? Wo konnten wir punkten? Wo und wie dazu lernen?

Die Hans-Wendt Kinderhäuser haben sich sehr gut geschlagen und sind im Vergleich zu den anderen teilnehmenden Trägern im Land Bremen sogar „Einspargewinner“ im letzten Projektjahr 2022/23 geworden. Gemeinsam haben die Häuser 12 Prozent Energiekosten und 12 Tonnen CO2 eingespart – der Bereich Wasser und Wärme schnitt mit über 20 Prozent Einsparungen besonders gut ab. Die erfolgreichen Ergebnisse wurden vor allem durch technische Vor-Ort-Begehungen von der beks, dem Einbau von Einsparartikeln wie Wasser-Durchflussbegrenzern, der richtigen Einstellung von Heizungs- und Kühlgeräten (+7, -18 Grad Celsius) und dem Einsatz von energieeffizienten Leuchtmitteln erzielt. Ein wichtiger Faktor bei der Einsparung ist auch das Nutzerverhalten: Durch das richtige Heizen und Lüften kann im Alltag ebenfalls eine Menge eingespart werden. Anstatt über einen längeren Zeitraum in Kippstellung zu lüften, empfehlen wir lieber für fünf bis zehn Minuten über Türen und weit geöffnete Fenster quer zu lüften.

Dazulernen konnten die Kinderhäuser durch die Vertiefung von diversen Klimaschutzthemen wie Abfallvermeidung, Ernährung, Biodiversität. Hier haben wir zum Beispiel mit den pädagogischen Fachkräften Workshops auf der Kinder- und Jugendfarm in Borgfeld durchgeführt. 80 Prozent unserer Pflanzen müssen bestäubt werden und um dem massiven Insektensterben entgegenzuwirken – rund 75 Prozent der Fluginsekten sind in den letzten 30 Jahren zurück gegangen – haben wir gemeinsam Maßnahmen entwickelt, wie man dem im Kitagarten entgegenwirken kann. Durch eine vielfältige heimische Flora kann die Biodiversität erhöht und geschützt werden. Es wird mehr fruchtbarer Humus gebildet, der wiederrum CO2 speichert. Hierzu haben wir viele Ideen in den Workshops vorgestellt und erprobt. Ein wichtiger Baustein des Projektes ist auch die Naturerfahrung. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass Naturerlebnisse in der Kindheit eine der wichtigsten Anregungsfaktoren für späteres Engagement für Umwelt- und Naturschutz sind.

Früh übt sich! Wie kann es gelingen, Kinder in frühen Jahren Möglichkeiten des Energieeinsparens näher zu bringen und den ökologischen Fußabdruck der Kitas – sowie bestenfalls auch den der Familien – nachhaltig zu reduzieren?

Kinder sind sehr begeisterungsfähig und tragen die Themen aus den Kinderhäusern in ihre Elternhäuser weiter. Als Energiedetektive forschen sie im Projekt ener:kita nach Stromfressern und lernen, wie man Strom und Wärme einsparen kann. Hier können sie zum Beispiel messen, wie viel Liter Wasser in der Minute aus einem Wasserhahn kommen oder welche Stromnutzung vermeidbar ist. In bestimmten Bereichen können sie sogar Verantwortung übernehmen: Als Lichtwächter*in sind sie zum Beispiel dafür zuständig, darauf zu achten, dass bei Verlassen des Raumes das Licht ausgeschaltet wird.

Den ökologischen Fußabdruck minimieren die Kinderhäuser nicht nur durch die Verringerung des Strom- und Energieverbrauches, auch in anderen Bereichen wird der CO2-Ausstoß reduziert.  

Der Bereich Ernährung zum Beispiel macht rund 15 Prozent unseres CO₂-Fußabdruckes aus und ist damit ein enormer Klimaschutzhebel im Alltag. Außerdem haben unsere Essgewohnheiten Einfluss auf die eigene Gesundheit, auf die Ressourcen (Böden, Wasser, Luft) sowie auf die Artenvielfalt. Doch was bedeutet klimafreundliches Essen genau? Im Rahmen von Aktionstagen vermitteln wir hier den Kindern, wie man mit saisonaler und regionaler Ernährung an den Stellschrauben drehen kann.

Was macht das Programm ener:kita Ihres Erachtens aus?

Unser Projekt ist ein Zusammenspiel aus technischen und pädagogischen Maßnahmen. Besonders wichtig für uns ist es, alle Akteure in den Kinderhäusern mitzunehmen. Dazu gehören auch die Hausmeister*innnen und die Küchen- und Reinigungskräfte. Alle ziehen an einem Strang und der Erfolg ist höher, wenn alle gut informiert sind und mitmachen. So achten dann zum Bespiel auch die Reinigungskräfte darauf, das Licht auszuschalten, wenn sie abends als letzte Person das Gebäude verlassen oder tropfende Wasserhähne zu melden. Um neue Anregungen zu bieten, haben wir zwei praxisnahe Fortbildungen durchgeführt, bei der sich alle Hauswirtschaftskräfte austauschen konnten mit einem großes Praxisteil zur Herstellung von nachhaltigen Snacks und Reinigungsmitteln. 

Die Kinderhäuser haben über die vier Jahre nicht nur in den Fortbildungen neue Ideen gesammelt zum Thema Nachhaltigkeit. Wir haben Materialpakete zusammengestellt, die in den Einrichtungen verbleiben und immer wieder genutzt werden können. So wurde zum Beispiel ein Abfallpaket zusammengestellt mit Müllgreifern, Handschuhen, Spielen und Bücher zum Thema Abfall und Recycling. Die Kindergruppen können so immer wieder gemeinsam eine Müllsammeltour vornehmen und direkt vor Ort lernen wie Mülltrennung funktioniert. Für jedes Kinderhaus wurde ein Adventskalender bereitgestellt, in dem nachhaltige Bastel- und Spielideen für die Weihnachtszeit zusammengestellt wurden, zum Beispiel Bienenwachskerzen rollen.

Und zum Abschluss: Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Umweltingenieurin? Wie war für Sie die Zusammenarbeit mit den Hans-Wendt Kinderhäusern?

Die Arbeit macht mir unheimlich viel Spaß, Klimaschutz ist ein mannigfaltiges Thema – Ressourcenschutz, nachhaltiger Konsum bis hin zu Mobilität beeinflussen unsere Klimabilanz und sind schon den Kleinsten vermittelbar. ener:kita ist ein sehr schönes Projekt, in dem wir viel positive Rückmeldungen und Dankbarkeit aus den Kitas erhalten, das motiviert ungemein.

ZUR INFO:

Das Konzept ener:kita wurde von der gemeinnützigen Klimaschutzagentur energiekonsens entwickelt.

beks EnergieEffizienz ist ein Tochterunternehmen von energiekonsens. Es konzipiert, analysiert und managt Klimaschutzprojekte für Institutionen, Kommunen, Unternehmen und Wohnungswirtschaft.