Die Interdisziplinäre Frühförderung (IFF) von Hans-Wendt feiert Jubiläum: Vor 10 Jahren hat die Stiftung die Anerkennung seitens der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport erhalten. Seitdem bietet unser interdisziplinäres Team gezielt und individuell Förder- und Behandlungsmaßnahmen für Kinder im Alter von 0 Jahren bis Schuleintritt an. Die Anzahl der Frühfördermaßnahmen hat bei Hans-Wendt – genauso wie im Land Bremen und bundesweit – in den letzten zehn Jahren enorm zugenommen. Waren es vor zehn Jahren im Schnitt noch 60 Kinder, die von der Hans-Wendt IFF pro Jahr betreut wurden, so sind es mittlerweile 190 Kinder (Stand: 2022).
Im Interview!
Nadine Stahl, die die IFF der Hans-Wendt-Stiftung seit Oktober 2013 leitet, gibt aktuelle Einblicke in die Entwicklung und den aktuellen Stand der Interdisziplinären Frühförderung.
Der Bedarf an Frühförderung hat in den letzten 10 Jahren stark zugenommen. Woran liegt das?
Meines Erachtens gibt es unterschiedliche Ursachen für den erhöhten Bedarf. Dazu zählen gesellschaftliche Themen, die komplex zusammenwirken, wie z.B. Migration, Armut, veränderte Kindheit, ein verändertes Verständnis von Erziehung, sich wandelnde Bedingungen im Familiensystem, aber auch Mediennutzung sowie psychische Belastung. Wobei der zunehmende Bedarf nicht nur die begutachteten Frühfördermaßnahmen betrifft. Auch insgesamt ist bei Kindern mehr Unterstützungsbedarf in der Entwicklung festzustellen. Für eine gute kindliche Entwicklung sind vielfältige entwicklungsfördernde Angebote auf verschiedenen Ebenen notwendig.
Was kann Frühförderung hier leisten? Worauf kommt es an?
Unsere Frühförderstelle ist interdisziplinär ausgerichtet. Das heißt, wir bieten sowohl Heilpädagogik als auch medizinisch therapeutische Leistungen, wie Ergotherapie, Physiotherapie und/oder Logopädie aus einer Hand an. Für eine gute kindliche Entwicklung ist es grundsätzlich wichtig, dass die Grundbedürfnisse der Kinder erfüllt sind. Aber es braucht auch Zeit, Raum und Zuwendung für die Kinder sowie einen Rahmen für Entwicklung und Bezugspersonen, die anregend wirken und ein aktives Gegenüber anbieten. Wichtig dabei ist eine gute Zusammenarbeit mit den Familien sowie die enge und konstruktive Zusammenarbeit mit den Fachkräften der Kindertageseinrichtungen, in denen unsere Fachkräfte die Frühförderung durchführen. Unser Grundsatz lautet „Gemeinsam Weichen stellen“. Das heißt, wir arbeiten nicht „nur“ mit dem Kind, sondern auch eng mit dem Familiensystem und dem erweiterten Netzwerk des Kindes zusammen. Und schauen auf die Lebenswelt des Kindes, ganz besonders auch bei institutionellen Übergängen, wie zum Beispiel beim Eintritt in die Krippe, Kita oder Schule.
Die Frühförderstellen in Bremen sind entsprechend gewachsen. Wie haben sich die Zahlen bei der Hans-Wendt IFF entwickelt?
Haben wir vor zehn Jahren im Schnitt noch 60 Kinder betreut, so waren es im vergangenen Jahr 190 Kinder. Aktuell betreuen 26 Frühförderfachkräfte 206 Kinder in 34 Einrichtungen. In den ersten Jahren waren es noch um die zehn Frühförderfachkräfte und auch nur ähnlich viele Einrichtungen, in denen sie die Frühfördermaßnahmen umgesetzt haben.
In den letzten zehn Jahren ist auch die Anzahl der kooperierenden Kindertagesstätten um einiges gewachsen. Es sind weitere Kindertageseinrichtungen unterschiedlichster Träger in der Kooperation dazu gekommen. Mit diesen arbeiten wir ebenso gut und eng zusammen wie mit den verschiedenen Bremer Frühförderstellen.
Mit der zunehmenden Anzahl von Frühfördermaßnahmen haben wir das Team um eine Fachberatung erweitert sowie eine Verwaltungskraft eingestellt. Zudem verstärken wir uns personell stetig durch neue engagierte und qualifizierte Frühförderfachkräfte.
Wie haben sich die Schwerpunkte Ihrer Arbeit entwickelt?
Mit der Aufnahme der ICF-basierten Bedarfsermittlung in das BTHG (Bundesteilhabegesetz) ist für die Frühförderung seit Anfang 2020 auch rechtlich der Fokus der Unterstützung und Förderung verstärkt auf die Teilhabe des Kindes gerichtet worden.
Dies berücksichtigen wir bei all unseren Maßnahmen bereits seit langem. Die Frühfördermaßnahmen zielen darauf ab, den Kindern eine bessere Entwicklung und Teilhabe zu ermöglichen. Kinder sollen die Möglichkeit erhalten, Fortschritte in allen Entwicklungsbereichen zu machen, besser in Kontakt mit anderen Kindern zu gehen und gemäß ihrer Interessen und Wünsche am Geschehen in der Kita oder in anderen Situationen verbessert teilhaben zu können. Ein weiteres Ziel ist es, dass sich in der Zusammenarbeit mit den Eltern und den Fachkräften in der Kita das Verständnis für die besonderen Bedürfnisse des Kindes für seine Entwicklung und die Integration des Kindes in die alltägliche Lebenswelt verbessert.
Wie stellen Sie eine qualifizierte Arbeit Ihres Teams sicher?
Die IFF der Hans-Wendt-Stiftung bietet ihren Frühförderfachkräften regelmäßig die Möglichkeit zur Fort- und Weiterbildung. Vor allem in der Einarbeitungsphase begleiten wir die neuen Mitarbeitenden eng. Auch im Anschluss unterstützen wir fortlaufend: wir bieten Supervisionen, kollegiale Beratung sowie qualifizierte Fachberatung, um immer wieder die eigene Arbeit zu reflektieren und sich persönlich im beruflichen Kontext weiterzuentwickeln. Es macht sehr viel Spaß, in unserem Team zu arbeiten!
Weitere Infos finden Sie auf unserem Infoblatt „Frühförderung in Bremen und bei Hans-Wendt“ sowie hier.