Interview März 2022

Die ausgebildete Hebamme verstärkt seit Mitte Januar 2022 das Hans-Wendt Team. Sie ist mit dem Aufbau und der Koordination des neuen Hebammenzentrums betraut, das die Hans-Wendt-Stiftung im Auftrag der Gesundheitsbehörde im Bremer Osten einrichtet.

Der Aufbau eines Hebammenzentrums ist für die Hans-Wendt-Stiftung ein spannendes neues Projekt. Welche Erfahrungen können Sie einbringen und wie ist der aktuelle Stand?

Als Hebamme habe ich jahrelang im Kreißsaal gearbeitet und war zeitgleich auch freiberuflich für Familien tätig, um so den Start zu unterstützen. Nun wird das Hebammenzentrum geboren und ich freue mich sehr darauf hier „Geburtshelferin“ zu sein.

Die letzten drei Jahre habe ich im Team die „Frühberatungsstelle Ost“ aufgebaut und etabliert. Durch diese Arbeit kenne ich mich nun ganz gut im Bremer Osten aus und auch die Erfahrung etwas ganz neu zu erschaffen und auszubauen, konnte ich dort machen. Seit dem 01. März stehen uns Räumlichkeiten im Ellener Hof zur Verfügung. Hier sind zunächst einige Umbauarbeiten nötig, um dort richtig loslegen zu können.

Des Weiteren besteht meine Aufgabe zurzeit darin, freiberufliche Kolleginnen für das Projekt zu gewinnen. Sodass die Vision von einem Ort, an dem (werdende) Familien direkt im Stadtteil, niedrigschwellig und professionell Hebammenleistungen erhalten, überhaupt erst möglich wird. Auf die konzeptionelle Arbeit mit den Kolleginnen freue ich mich sehr.

Welche Angebote wird es konkret in dem Zentrum geben und ab wann starten diese?

Zu den Hebammenleistungen gehören die Schwangerschaftsvorsorge, Beratungen, Kurse, Wochenbettbesuche (sowohl zu Hause als auch im späteren Verlauf bei uns im Zentrum) und Gruppenangebote.

So werden wir zukünftig ein buntes Angebotsspektrum schaffen, das allen Familien niedrigschwellig zur Verfügung stehen kann. Es wird Geburtsvorbereitungskurse, aber auch einen Rückbildungskurs für trauernde Mütter geben. Neben Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden werden auch Angebote für Väter angedacht. Aber im Kern steht natürlich die originäre Hebammentätigkeit, die den Start in diesen neuen Abschnitt des Lebens erleichtern soll und einen wesentlichen Aspekt der Gesundheitsversorgung darstellt.

Wir werden voraussichtlich im September die ersten Leistungen und Kurse anbieten können.

Mit dem neuen Zentrum soll vor allem Bürger*innen aus sozial benachteiligten Stadtteilen der Zugang zu Hebammenleistungen erleichtert werden. Wie sieht das konkret aus?

Aufgrund des extremen Hebammenmangels bundesweit steht vielen Frauen und Familien der Zugang zu Hebammenhilfe nicht mehr zur Verfügung. Inzwischen muss man sich eigentlich sofort nach einem positiven Schwangerschaftstest um eine Hebamme kümmern und auch dann oft sehr viel Hartnäckigkeit und Ausdauer beim Abtelefonieren mitbringen. Besonders Familien mit weniger Ressourcen fallen da hinten runter. Was gesellschaftlich eigentlich eine Katastrophe ist, da gerade diese Menschen und Neugeborene Unterstützung im neuen Leben-(sabschnitt) brauchen.

Inmitten des Quartiers Blockdiek ist das Hebammenzentrum im Stadtteil bestens zu erreichen. Das Angebot weiterer gesundheitsfördernder und medizinischer Leistungen im selben Gebäude (wie gynäkologische Praxis, Kinderarztpraxis, Krankenkasse) ermöglicht kurze Wege. Dass Hans-Wendt im Bremer Osten bereits mit dem Quartiersbildungszentrum und den Ambulanten Erziehungshilfen in unmittelbarer Nachbarschaft vertreten ist, freut mich sehr und das bestehende Netzwerk wird hilfreich sein können.

Für die Kolleginnen und Familien stehen Dolmetscher*innen zur Verfügung, was ebenfalls Barrieren abbauen wird. Um die Frauen und Familien gut zu erreichen und zu vermitteln, ist unser Zentrum im Stadtteil bestens vernetzt (u.a. mit dem QBZ Blockdiek, Frühberatungsstelle Ost, Kinderärzt*innen, Mütterzentrum und anderen).